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Die Frau am Brunnen

Blog, Lebenssinn finden

Falls du es noch nicht getan hast, magst du vielleicht zunächst das Video "Die Außenseiterin | Wie ist Jesus?" anschauen. Alternativ kannst du den Text auch in der Bibel lesen: Johannesevangelium 4,6-29.

In San Antonio, Texas, findet man den Locke Hill Cemetery - einen Friedhof. Ein Grab ist bemerkenswert. Auf dem Grabstein ist folgender Text zu lesen:

Schläft, aber ruht nicht.
Liebte, wurde aber nicht geliebt.
Versuchte zu gefallen, aber gefiel nicht.
Starb, wie sie lebte - allein.

Worte der Vergeblichkeit. Man fragt sich, was diese Frau wohl ertragen musste. Wie viele von uns kennen das? Wir lieben, aber wir werden nicht wiedergeliebt. Wir möchten gefallen, aber wir werden übersehen. Und wir sehnen uns nach Gemeinschaft, nach Freunden, aber wir sind allein. Menschliche Bedürfnisse, die unerfüllt bleiben. Was für eine Last, die manche von uns mit sich herumschleppen müssen.

Auch der Frau am Brunnen mag es so gegangen sein. Ihre Geschichte lesen wir im Johannesevangelium. Warum sie ausgerechnet zur Mittagszeit zum Brunnen ging, wissen wir nicht genau. Wir können nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht war sie bereits am Morgen auf dem Weg dorthin. Dann aber hörte sie die Tuschelei der anderen: "Da ist sie. Sie hat schon wieder einen neuen Typen am Start." Würdest du nicht auch wieder umkehren?

Und dann erreicht sie den Brunnen zur Mittagshitze. Aber anstatt der erwarteten Stille und Einsamkeit, sitzt da ein Mann - ein Jude - und bittet sie um Wasser. Sie war vermutlich mehr als überrascht. Was wollte er denn wirklich? Und richtig. Er hatte was anderes im Sinn als nur Wasser. Er war an ihr, an ihrem Herzen interessiert. Er erzählt ihr von einem Wasser, das nicht nur den trockenen Hals erfrischt, sondern ihre Seele.

"Looking for love in all the wrong places" - diese Liedworte könnten für die Frau am Brunnen stehen. Eine Reihe von gescheiterten Beziehungen hatte ihr einen schlechten Ruf eingehandelt, aber die Freude, Geborgenheit und Liebe, nach der sie sich sehnte, hatte sie nicht gefunden. Und dann kommt Jesus. Und er ist bereit, ihr dieses lebendige Wasser zu geben. Er reicht ihr die Hand. Und nicht nur ihr, sondern auch dir und mir.

Jesus hätte ganz anders reagieren können. Er hätte die Frau ignorieren können, denn

  • ihr Schmerz war ja schließlich ihr Problem - selbst schuld, oder?
  • sie gehörte zu einer Rasse, die seiner feindlich gegenüberstand
  • sie war nicht eine von den Schönen. Ihr Leben war moralisch und spirituell eine Misere
  • sie reagierte bitter und sarkastisch

Aber er ignorierte sie nicht. Und er ignoriert auch dich nicht. Er sieht den Schmerz und die Einsamkeit ihres Herzens. Er sieht auch den Schmerz in unseren Seelen. Unserer Sehnsucht nach Dazugehörigkeit. Das Mitleid Jesu, das durchdringt, erreicht und berührt, zeugt von seinem großen Herzen, das den Ausgestoßenen und Einsamen, den Minderwertigen und Ungeliebten annimmt.

Und dieses große Herz von Jesus hat Platz für jeden von uns. Dafür ist er für uns am Kreuz gestorben, um uns seine Liebe zu beweisen und uns mit Gott zu versöhnen. Wenn wir ihn als unseren Herrn annehmen, dann dürfen wir nicht nur frei von Schuld leben, sondern wir werden zu Kindern Gottes. Adoptiert. Gewollt. Geliebt.

 

Daniela Bernhardt-Lohfink

 

Dieser Artikel ist eine Vertiefung zu dem Video "Die Außenseiterin | Wie ist Jesus?".

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