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Christen vs. Christus (1/2)

Blog, Christlicher Glaube

Im gleichnamigen Input ging es darum, dass wir schnell dabei sind, die „Gott“-Frage zu stellen. Warum lässt Gott alles Leid zu? Warum wurden Kreuzzüge, Hexenverbrennungen und viele weitere abscheuliche Taten im Namen des Christentums begangen? Was ist mit den großen Missbrauchsfällen in der Kirche? Was hat das alles noch mit einem angeblichen Gott der Liebe zu tun?

Es ist manchmal erstaunlich, was für ein hoher Anspruch an die Christen gestellt wird. Und gleichzeitig auch absolut verständlich, denn unser „Religionsstifter“ ist doch schließlich der Jesus, der Liebe und Vergebung predigt. Und dann benehmen sich die Christen an vielen Stellen derart daneben, dass es wirklich einfach nur abstoßend ist.

Alle folgenden Erklärungen sind keinesfalls Entschuldigungen, sondern mögliche Erklärungen für solche Verhaltensweisen. Abschließend wollen wir uns aber auch anschauen, was die Bibel eigentlich sagt, denn auch hier werden oft Pauschalaussagen von Menschen getroffen, die vielleicht an manchen Stellen lediglich eine Meinung übernehmen, aber sich selbst noch nicht wirklich mit der Bibel auseinandergesetzt haben. Genau dazu möchten wir dich aber einladen.

Gehen wir kurz zunächst auf die Kreuzzüge und Hexenverfolgungen ein, die in den Kommentaren immer ein sehr beliebtes Thema sind:

  • Die Kreuzzüge finden wohl beispielsweise ihren Ursprung darin, dass die Bibel und somit die Lehren Jesus den Menschen lange Zeit gar nicht persönlich zur Verfügung standen. Die Bibel war das Privileg für Päpste, Kardinäle und Priester und vielleicht noch des Adels. Das „gewöhnliche“ Volk musste sich somit auf die Aussagen dieser Menschen verlassen und konnte daher auch leicht in die Irre geführt werden. Jedoch muss man auch hier fair bleiben und sehen, dass vor allem die Kreuzzüge nicht nur religiös, sondern auch wirtschaftlich motiviert waren. Und dennoch schlossen sich viele den Kreuzzügen an, um das ihnen versprochene „Seelenheil“ zu finden (was kein Mensch einem anderen versprechen kann).
  • Auch die Anfänge der Hexenverbrennungen waren teilweise der damals herrschenden Situation geschuldet. Kriege, Krankheiten und Katastrophen erzeugten bei den Menschen Angst und Panik. Man könnte also sagen, es herrschte eine Endzeitstimmung. So wüteten die spanischen Truppen um 1590 in Deutschland, gefolgt vom 30-jährigen Krieg. Die Pest raffte große Teile der damaligen Bevölkerung hinweg. Prediger aller Konfessionen deuteten all diese Zeichen als Strafe Gottes wegen der Sünde der Menschen. Die damalige Bevölkerung war bei weitem nicht so gebildet, wie das heute der Fall ist. Wem sollte man also glauben? Machte es nicht Sinn, wenn Prediger oder Hexenjäger durch die Dörfer zogen, ihnen zu glauben, da sie sich ja anscheinend mit dem Thema auskannten?

Aber wie können Christen (damals und heute) sich denn so verhalten?

  • Viele der Gründe für ein solches Verhalten basieren wohl auf einem falschen bzw. auch irrgeleiteten Verständnis der Bibel. Und gewiss hat hier auch nicht wenig Manipulation durch die führenden Geistlichen stattgefunden. Auch wenn Jesus beispielsweise im Missionsauftrag spricht, dass wir in alle Welt gehen sollen, um die Menschen zu Jüngern zu machen (Matthäus 28,18-20), so ist doch nirgends von Zwang, Überredungskunst oder gar Unterdrückung die Rede. Ja, wir sollen Menschen einladen und ihnen von Jesus weitererzählen, aber es ist und bleibt eine Einladung, die angenommen werden kann oder auch nicht.
     
  • Es gab, gibt und wird immer Menschen geben, die nach Macht und Kontrolle hungern. Darum wird es leider auch immer Menschen geben, die Schwächere ausnutzen und sich gefügig machen. Androhungen von Gewalt sind in solchen Fällen leider nicht selten.

 Ja, es gibt Dinge, z. B. Abtreibung, Homosexualität, Zauberei, die die Bibel namentlich nennt und für falsch erklärt. Und sie zeigt für diese Dinge auch die kommenden Konsequenzen auf. Allerdings gelten diese kommenden Konsequenzen für alle Arten der Sünde. Wir dürfen und sollen auf diese hinweisen, aber das endgültige Urteil darüber steht ausschließlich Gott zu. Wir sollten auch bedenken, dass wir Menschen die „Sünde“ kategorisieren - die Notlüge ist nicht so dramatisch wie ein Totschlag. Nun, die Bibel sieht das anders, denn es geht nicht um einzelne Sünden, sondern um unsere Grundhaltung gegenüber Gott (mehr dazu kannst du in unserem Blog „Was ist Sünde?“ lesen). Jesus fordert uns auf, ihm ähnlicher zu werden, und er war es auch, der uns durch sein Leben auf dieser Erde vorlebte, wie wir als seine Nachfolger handeln sollen.

Aber bei all den genannten Punkten sollten wir beachten, dass wir den Menschen zur Verantwortung ziehen müssen und nicht Gott. Der Mensch hat, und wird es wohl auch weiterhin tun, die von Gott gegebene Freiheit missbraucht. Und so entstanden und entstehen derartige Skandale wie die Kreuzzüge, Hexenverfolgungen und Missbrauch.

Gerade, was den Missbrauch von Kindern angeht, spricht Gott ganz deutliche Warnungen aus. So lesen wir in Matthäus 18,6 (NLB): „Wer aber eines dieser Kinder, die mir vertrauen, vom rechten Glauben abbringt, für den wäre es besser, er würde mit einem schweren Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen werden.“

Es muss dabei immer bedacht werden, dass wir, im Gegensatz zu Jesus, Menschen sind und bleiben. Und als Christen sind wir nicht perfekt und werden es bis an unser Lebensende auch nicht werden. Als Nachfolger Jesu sollten wir uns bemühen, ihm ähnlicher zu werden. Ein einfacher Tipp dazu ist, sich in schwierigen Situationen oder Unterhaltungen die Frage zu stellen: „Wie würde Jesus jetzt handeln oder reden?“ Das kann uns helfen, auf die „richtige Spur“ zu kommen.

Abschließend noch einen Satz zum Thema „Gericht“. Wenn es Gott gibt, aber es gäbe kein endgültiges Gericht, vor dem sich eines Tages jeder einzelne Mensch verantworten muss, dann gäbe es auch für Millionen Menschen, die Unrecht und Leid erfahren haben, keine ausgleichende und endgültige Gerechtigkeit. Vermutlich bleibt vieles von dem, was uns in diesem Leben widerfahren ist, scheinbar ungesühnt. Aber Gott sagt uns, dass jeder von uns eines Tages vor ihm stehen wird und sich für sein Leben verantworten muss. Das kann sich sehr unbequem, aber auch sehr tröstlich anhören.

Im zweiten Teil wollen wir uns nun im Gegensatz dazu ausführlicher mit Jesus selbst beschäftigen. Was machte ihn aus, was lehrte und wie ging er mit den Menschen um?

Falls du dazu Fragen hast oder Jesus noch nicht persönlich kennst, dann schreibe uns doch gerne. Melde dich doch auch bei uns, wenn du Fragen oder Wünsche zu bestimmten Themen hast.

 

Daniela Bernhardt-Lohfink

 

Dieser Artikel ist eine Vertiefung zu dem Video "Christen vs. Christus".

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